Simulationen machen Kopenhagen zur besten Fahrradstadt der Welt

Kaum eine andere Stadt auf der Welt fördert den Radverkehr so wie Kopenhagen. Mit Mikrosimulationen der Software PTV Vissim ermittelt die Stadt, mit welchen Maßnahmen sie diese Vision verwirklichen kann.

Mehr als die Hälfte der 650.000 Einwohner der dänischen Hauptstadt fährt täglich mit dem Fahrrad, auch über die Stadtgrenzen hinaus. "Und das wird noch weiter zunehmen", sagt Emil Tin vom Kopenhagener Zentrum für Verkehr. Deshalb treibt die Stadt den Ausbau ihres Fahrradnetzes voran und hat 359 km Radwege, 24 km Radfahrstreifen und 32,5 km Radschnellwege geschaffen.

Kopenhagen setzte die Software PTV Vissim bereits zur Simulation des motorisierten Verkehrs ein. Mit Hilfe der Beratungsgruppe COWI fügte die Stadt 2012 den Fahrradverkehr in ihre PTV Vissim-Modelle ein und schuf damit ein umfassendes Tool.

ERHEBUNG UND VALIDIERUNG VON DATEN

Die Herausforderung für COWI bestand darin, in einer Mikrosimulation das Verhalten von Radfahrenden zu Spitzenzeiten darzustellen. Søren Frost, Experte für Verkehrsmodellierung und -simulation bei COWI, erklärt: "Es gab zwei Schlüsselaspekte für den Erfolg des Projekts: Das Sammeln, Verarbeiten und Prüfen von Daten sowie das Übersetzen der Ergebnisse in gültige Parameter, um den Radverkehr in PTV Vissim zu simulieren."

Zusätzlich zu den grundlegenden Parametern (Fahrzeugeigenschaften, Geschwindigkeitsverteilungen, Beschleunigungsverhalten) untersuchte COWI Parameter für Radwege: Folge- und Überholvorgänge sowie das Verhalten von Radfahrern in engen Straßenabschnitten und an Bushaltestellen. Die Berater*innen berücksichtigten das Verhalten in Wartezonen, an Haltelinien und Rechtsabbiegevorgängen in Verbindung mit Knotenpunkten. GPS-Messungen trugen zur Kalibrierung des Geschwindigkeits- und Beschleunigungsverhaltens bei.

REALISTISCHE SIMULATIONEN

Die Daten aus den PTV Vissim-Simulationen bilden die Grundlage für künftige Studien über den Radverkehr in Kopenhagen. "Dazu gehören Fragen wie: Sollten Radfahrer*innen und Autos an denselben Haltelinien halten? Sind Fahrradboxen die bessere Alternative?", sagt Frost.

Weitere Analysen beziehen sich auf den Mischverkehr. PTV Vissim simuliert, wie Fahrzeuge mit unterschiedlicher Breite auf einer Fahrspur miteinander interagieren: Autofahrende und Radfahrende, die sich eine Straße teilen, auf Fahrspuren nebeneinander fahren oder innerhalb einer Fahrspur überholen. "Es ist möglich, festzulegen, in welchen Straßen Radfahrer*innen und Autofahrer*innen gemeinsam fahren können und wo ein separater Radweg sinnvoll ist", erklärt Frost.

Tin fügt hinzu: "Dank des Modells können wir den aktuellen und zukünftigen Radverkehr realistisch simulieren. Selbst das Rechtsabbiegen bei einer roten Ampel lässt sich darstellen und die Auswirkungen auf den übrigen Verkehr lassen sich bewerten."